Wie prägt die Zivilgesellschaft die Entwicklung von Konfliktlinien? Während intermediäre Organisationen wie Gewerkschaften und Kirchen in historischen Darstellungen zentral sind, blendet die Neo-Cleavage-Theorie die meso-level-Dynamiken der neuen „transnationalen“ Spaltung jenseits der Parteipolitik oft aus. Dieser Agenda-Artikel stellt einen allgemeinen Rahmen vor, der Vergleiche über Kontexte hinweg ermöglicht. Er identifiziert zwei Mechanismen, über die Zivilgesellschaft – in unterschiedlichen Ausprägungen – entstehende Konfliktlinien beeinflussen kann: indem sie Muster der Gruppen-Parteien-Verknüpfung auf der Angebotsseite strukturiert und soziale Schließung auf der Nachfrageseite vertieft. Der Artikel entwickelt Hypothesen dazu, wie die sich wandelnde Zivilgesellschaft in Westeuropa diese Funktionen wahrnehmen kann. Empirische Belege aus Experten- und Bevölkerungsumfragen, ergänzt durch illustrative Fallstudien, zeigen, dass Zivilgesellschaft weiterhin Einfluss auf Konfliktpolitik ausübt – jedoch in zunehmend differenzierter und volatiler Form.