Protest and the rise of left-nationalist challengers: evidence from Germany

Zusammenfassung

Die Lebenshaltungskostenkrise im Schatten des russischen Angriffs auf die Ukraine machte Politikpositionen sichtbar, die in europäischen Partei- und Protestarenen bislang wenig vertreten waren. Unsere Studie fragt, warum die in Deutschland erwarteten Massenproteste im „heißen Herbst“ 2022 trotz drastischer Teuerung ausblieben. Aufbauend auf Social-Movement-Ansätzen testen wir das Argument, dass erfolgreiche Mobilisierung mobilisierende Akteure erfordert, die programmatisch zur vorhandenen Nachfrage passen. Mit einem multimethodischen Design aus Individualbefragung und Protest-Event-Analyse untersuchen wir Protestpotenzial und tatsächliche Mobilisierung; das Survey enthält ein Conjoint-Experiment zu Faktoren des Protestpotenzials. Die Ergebnisse zeigen: Trotz hoher Sympathie blieb die Beteiligung moderat, da etablierte Gewerkschaften und Parteien links wie rechts den Moment nicht nutzen konnten. Stattdessen trat das linksnationalistische Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) als neue Herausforderin mit einem wirtschaftlich linken, kulturell nationalen Angebot hervor, das bei Protestsympathisant:innen ankam. Die Studie zeigt, wie ideologische (Nicht-)Ausrichtung Protestdynamiken prägt und wie die zweidimensionale Konfliktstruktur klassische Akteure bei der Mobilisierung zunehmend vor Herausforderungen stellt.

Publikation
Social Movement Studies