
Das Projekt Die neue klimapolitische Spaltung (ClimateDivide), finanziert durch das DFG Emmy Noether Programm, untersucht, wie sich der Klimawandel von einem weitgehend konsensualen Thema zu einem positionellen, spaltenden Konflikt entwickelt, der politische Konkurrenz und kollektive Identitäten in Europa neu ordnen kann. Das Projekt argumentiert, dass Polarisierung sowohl durch die Konsolidierung einer regressiven, oft rechtsradikalen Front, die Klimareformen in Frage stellt, als auch durch die Verbreiterung und Fragmentierung eines progressiven „grünen Feldes“ befeuert wird. Es konzeptualisiert Klimapolitik als Verteilungskonflikt in einem geopolitisch aufgeladenen Polykrisenkontext, in dem relative Gewinner:innen und Verlierer:innen über konkurrierende Frames zu (1) Problemdefinition (Anerkennung vs. Skepsis), (2) Umfang der Eingriffe (marktorientierte Lösungen vs. umfassende Klima-Gerechtigkeit) und (3) Reformtempo (schrittweise Anpassung vs. schneller Eingriff) mobilisiert werden.
Empirisch kartiert und erklärt ClimateDivide diese entstehende Konfliktlinie in sieben europäischen Ländern (Frankreich, Deutschland, Schweden, Italien, Spanien, Ungarn, Rumänien) zwischen 2010 und 2030 über Wahl- und Zivilgesellschaftsarenen hinweg. Das Projekt kombiniert computational social science und Text-als-Daten-Ansätze auf Basis von Mediendaten mit Umfragen und Survey-Experimenten, eingebettet in ein eigenes Panel, sowie qualitative Fokusgruppen mit Organisationen und Teilnehmenden auf der progressiven und regressiven Seite der Klimafrage. Dieses Mixed-Methods-Design ermöglicht systematische Vergleiche der Repertoires kollektiven Handelns, individueller Partizipation (Tiefe, Breite und Aktionsform) und der Dynamiken von In- und Out-Group-Identitäten.